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Lasterhafte Balladen - Mozart liest Francois Villon [2009]
InnesДата: Среда, 24.03.2010, 02:00 | Сообщение # 1
Генералиссимус
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1. Die Ballade von einem netten kleinen Barbier
2. Eine verliebte Ballade für ein Mädchen namens Yssabeau
3. Ein guter Ratschlag, den Villon den jungen Dingern gibt
4. Die Jammerballade einer schönen Frau aus dem „Goldenen Helm“
5. Eine kleine Räuberballade von den drei Coquillards
6. Die Ballade von Villon und seiner dicken Margot
7. Eine kleine Liebesballade, gedichtet für Jeanne C. De Quee
8. Die Ballade von den drei Landstreichern
9. Die Ballade an eine treulose Freundin
10. Ballade von guten und vom schlechten Lebenswandel
11. Die Sommerballade von der armen Louise
12. Eine Ballade mit der Meister Villon (Mozart) seine Mitmenschen um Verzeihung bittet
13. Oliver Kühr liest zur Abwechslung Tucholsky

Все тексты авторства Франсуа Вийона, за исключением немного переделанной Моцартом Eine Ballade mit der Meister Villon (Mozart) seine Mitmenschen um Verzeihung bittet и zur Abwechslung авторства Kurt Tucholsky.

 
InnesДата: Среда, 24.03.2010, 02:01 | Сообщение # 2
Генералиссимус
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1. Die Ballade von einem netten kleinen Barbier

Er war, wie ich, sagt man, ein Bösewicht.
Ich aber sage euch, das gibt es nicht,
daß noch ein andrer so berühmt sein kann
wie ich. Ihr tut ihm unrecht, dem Barbier.
Er war in jedem Fall ein Edelmann
und gab statt drei Dukaten lieber vier,
wenn er an einem Mädchen seine Freude fand,
der kleine Herr Ranunkel aus Brabant.

In seiner Jugend hatte er nur das,
was er beim Baden sah im Spiegelglas.
Im Sommer war der Wald sein Nachtgemahl,
der nährte ihn mit Wurzelwerk und Tau.
Und auch im Winter war es ihm egal,
ob er im Fuchsloch oder Ziegelbau
für seinen Kopf ein warmes Lager fand,
der kleine Herr Ranunkel aus Brabant.

An einem breiten Fluß sah er ein Schiff
gestrandet wie auf einem Felsenriff.
Er hat es flottgemacht und wollte gleich
ins weite Meer hinaus und fand sie nie,
die grüne Insel auf dem großen Teich,
nur Wind, der wild nach seinem Leben schrie,
weil er den Kniff beim Segeln nicht verstand,
der kleine Herr Ranunkel aus Brabant.

Auch das erfuhr er früh, daß in der Stadt
nicht jeder gleich ein stolzes Reitpferd hat.
Da wurde er der letzte Knecht im Stall,
und hat sich den Betrieb erst angesehn,
und konnte gleich dem ersten Sündenfall
in seiner armen Haut nicht widerstehn,
weil er das Stehlen ganz natürlich fand,
der kleine Herr Ranunkel aus Brabant.

Und als er immer kühner wurde und
auch mit dem Messer stach, der freche Hund,
hat ihn der Club zum Hauptmann ausgewählt.
Da wurde er in dem Latein-Quartier
nur wohl zum Schein ein hurtiger Barbier
und hat die Männer alle abgekehlt,
die man am Fluß mit leeren Taschen fand,
der kleine Herr Ranunkel aus Brabant.

Und als er seinen Lohn dafür bekam
und hängen sollt am Platz von Notre-Dame;
da haben sich die Frauen aus der Stadt
zum Bürgermeister auf den Weg gemacht
und taten schließlich auch das Feigenblatt
noch ab und sagten, daß er jede Nacht
bei ihnen war, der da beim Henker stand,
der kleine Herr Ranunkel aus Brabant.

Da hat der Rat ihm nur das Fleisch verbrannt
mit einem Schimpf und in den Wald verbannt.
Und wenn ihr glaubt, daß er schon längst vor Qual
verhungert ist, habt ihr noch immer nicht
gemerkt, daß man im Wald auch ohne Licht
die Haselnüsse pflücken kann, zumal
er diese Liebe noch viel schöner fand,
der kleine Herr Ranunkel aus Brabant.

 
InnesДата: Среда, 24.03.2010, 02:01 | Сообщение # 3
Генералиссимус
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2. Eine verliebte Ballade für ein Mädchen namens Yssabeau

Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund,
ich schrie mir schon die Lungen wund
nach deinem weißen Leib, du Weib.
Im Klee, da hat der Mai ein Bett gemacht,
da blüht ein schöner Zeitvertreib
mit deinem Leib die lange Nacht.
Das will ich sein im tiefen Tal
dein Nachtgebet und auch dein Sterngemahl.
Im tiefen Erdbeertal, im schwarzen Haar,
da schlief ich manches Sommerjahr
bei dir und schlief doch nie zuviel.
Ich habe jetzt ein rotes Tier im Blut,
das macht mir wieder frohen Mut.
Komm her, ich weiß ein schönes Spiel
im dunklen Tal, im Muschelgrund...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!
Die graue Welt macht keine Freude mehr,
ich gab den schönsten Sommer her,
und dir hats auch kein Glück gebracht;
hast nur den roten Mund noch aufgespart,
für mich so tief im Haar verwahrt...
Ich such ihn schon die lange Nacht
Im Wintertal, im Aschengrund...
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund.
Im Wintertal, im schwarzen Beerenkraut,
da hat der Schnee sein Nest gebaut
und fragt nicht, wo die Liebe sei,
Und habe doch das rote Tier so tief
erfahren, als ich bei dir schlief.
Wär nur der Winter erst vorbei
und wieder grün der Wiesengrund!
...ich bin so wild nach deinem Erdbee

 
InnesДата: Среда, 24.03.2010, 02:03 | Сообщение # 4
Генералиссимус
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3. Ein guter Ratschlag, den Villon den jungen Dingern gibt

Ihr jungen Dinger, eben aus dem Ei heraus
und noch nicht ganz vollkommen dort,
wo sich die Menschheit fort und fort
versammeln muß zu jenem Schmaus,
der dafür sorgt, daß wir nicht alle werden.
Ich rate euch, geht nicht gleich allzuwild drauflos,
das hinterläßt Beschwerden,
und solch ein Erbstück kostet nicht bloß Moos,
oft auch den graden Weg ins Leben,
der krumme wird uns ohnedies gegeben.
Die Liebe ist bei Gott kein Kartenspiel,
der man zur Not mit einer falschen Zehn
nachhelfen kann, um nicht belämmert heimzugehn.
Die Reue nach der Freude wiegt nicht viel,
man muß die bittren Tropfen bis zur Neige trinken
und mit gelähmten Flügeln aus dem Fenster sehn,
wie jetzt den anderen die schönsten Freuden winken
und eure Augen sich vor Neid nach innen drehn.
Ihr wißt, daß selbst ein Fuder Wein
sich trinken läßt in einem Jahr,
und dann ist er mit einem Mal so rar,
als wäre das Vergangne nur ein Irrlichtschein
in einem schönen Traum gewesen.
Nicht anders ist es um das Glück bestellt,
wers halten will, wie gutes Geld,
der fahre auch mal mit dem Besen
dazwischen und erlöse sich von jenem Dreck,
der wie die Made in dem fettsten Speck
herumschmarotzt mit Wohlbehagen.
Ihr aber habt die Pein zu tragen.

4. Die Jammerballade einer schönen Frau aus dem „Goldenen Helm“

Текста не нашлось, буду рада помощи

 
InnesДата: Среда, 24.03.2010, 02:03 | Сообщение # 5
Генералиссимус
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5. Eine kleine Räuberballade von den drei Coquillards

An einem grauen Regentag
hat uns der Hauswirt ausquartiert,
und weil die Stadt am Wasser lag,
sind wir nach Norden abmarschiert.
Da stand ein Dorf im nassen Gras,
und als die Sonne wieder schien
und jedes Tier sein Haus besaß,
da mußten wir doch weiter ziehn.
Sie sagten, daß man uns auf tausend Schritt
schon riechen kann, es gäb hier nichts zu erben,
und was man uns vom Brot abschnitt,
das war zuviel für ihrer drei zum Sterben.

Kennt ihr den Hohlweg von Laon,
drei Straß en durch den Tannenwald?
Da hat uns plötzlich ein Cochon
die Kugeln um den Kopf geknallt;
wir wollten ihm den Wagen nur
herausziehn aus dem dicken Dreck,
und alles, was da mit ihm fuhr,
war furchtbar aufgeregt vor Schreck.
Sie sagten, daß man uns auf tausend Schritt
schon riechen kann, es gäb hier nichts zu erben,
und was man uns vom Brot abschnitt,
das war zuviel für ihrer drei zum Sterben.

Der Bauer stiehlt dem Herrn das Brot,
dem Bauer stiehlt es der Baron.
Und einer schlägt den andern tot
für nichts als einen Gotteslohn.
Was übrig bleibt, stinkt in der Welt
herum und hat ein dickes Fell.
Wie gerne machten wir zu Geld
das Fell von Meister und Gesell:
Sie aber sagten, daß man uns auf tausend Schritt
schon riechen kann, es gäb hier nichts zu erben,
und was man uns vom Brot abschnitt,
das war zuviel für ihrer drei zum Sterben.

Der Wein ist teuer und zu dritt
ein Bett im Wirtshaus ist es auch.
Im Beutel ging die Laus nur mit,
das Geld lag längst verfault im Bauch.
Da kamen drei Soldaten her
mit einem roten Band am Hut,
die sagten: ei, für das Gewehr,
da seid ihr alle drei noch gut.
Wir aber rochen schon auf tausend Schritt
den Höllenpfuhl, da gab es nichts zu erben.
Denn wo im Feld die rote Sichel schnitt,
da waren Männer nie genug zum Sterben.

Sie starben, wie man eben sterben muß,
weil's ihrer viel zu viel auf dieser Welt schon sind;
die Köpfe fielen ab und trieben auf dem Fluß
vorüber und es wurde niemand davon blind.

 
InnesДата: Среда, 24.03.2010, 02:04 | Сообщение # 6
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6. Die Ballade von Villon und seiner dicken Margot

Da regen sich die Menschen auf, weil ich
mit einem Mädchen geh, das sich vom Strich
ernährt und meine Wenigkeit dazu.
Ich aber hab die Kleine doch so schrecklich gern,
ich bürste ihr die Kleider, putz ihr auch die Schuh,
damit die Offiziers und Kammerherrn
sich wie im Himmel fühlen,
in dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.

Ich bleibe immer vornehm und diskret
und warte, bis die Kundschaft wieder geht,
und zähle schnell die Taler nach,
und wenn es weniger sind,
als der geehrte Herr versprach,
dann gibt es leider etwas Wind
in dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.

Mitunter nage ich auch an dem Hungertuch
bei meinem schwarzen Schwan, wenn der Besuch
ins Stocken kam.
Mein Gott, die schönste Huld
hört auf und macht den Menschen weniger zahm,
der Teufel hole die Geduld.
Und so läuft mir die Galle eben über
in dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.

Dann hat mich die Margot so lieb wie nie
und schnurrt und putzt sich wie ein Katzenvieh:
"Sei wieder nett zu mir und gut!"
Und ich bin auch kein hölzernes Gestell,
das gibt uns beiden einen frischen Mut.
Bald ist es wieder flott, das Karussell,
und dreht die kunterbuntesten Figuren
in dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.

Sehnt ihr in dieser tristen Zeit euch sterbenskrank
nach einer warmen, weichen Ruhebank,
dann, meine Herren, seid ihr uns willkommen
in dem Kabuff, in dem wir beide wohnen.

***

БАЛЛАДА О ТОЛСТУХЕ МАРГО

Слуга и "кот" толстухи я, но, право,
Меня глупцом за это грех считать:
Столь многим телеса ее по нраву,
Что вряд ли есть другая ей под стать.
Пришли гуляки -- мчусь вина достать,
Сыр, фрукты подаю, все, что хотите,
И жду, пока лишатся гости прыти,
А после молвлю тем, кто пощедрей:
"Довольны девкой? Так не обходите
Притон, который мы содержим с ней".

Но не всегда дела у нас на славу:
Коль кто, не заплатив, сбежит, как тать,
Я видеть не могу свою раззяву,
С нее срываю платье -- и топтать.
В ответ же слышу ругань в бога мать
Да визг: "Антихрист! Ты никак в подпитье?"
И тут пишу, прибегнув к мордобитью,
Марго расписку под носом скорей
В том, что не дам на ветер ей пустить я
Притон, который мы содержим с ней.

Но стихла ссора -- и пошли забавы.
Меня так начинают щекотать,
И теребить, и тискать для растравы,
Что мертвецу -- и то пришлось бы встать.
Потом пора себе и отдых дать,
А утром повторяются событья.
Марго верхом творит обряд соитья
И мчит таким галопом, что, ей-ей,
Грозит со мною вместе раздавить и
Притон, который мы содержим с ней.

В зной и в мороз есть у меня укрытье,
И в нем могу -- с блудницей блудник -- жить я.
Любовниц новых мне не находите:
Лиса всегда для лиса всех милей.
Отрепье лишь в отрепье и рядите --
Нам с милой в честь бесчестье... Посетите
Притон, который мы содержим с ней.

Перевод Ю.Б.Корнеева

 
InnesДата: Среда, 24.03.2010, 02:15 | Сообщение # 7
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7. Eine kleine Liebesballade, gedichtet für Jeanne C. De Quee

Im Sommer war das Gras so tief,
daß jeder Wind daran vorüberlief.
Ich habe da dein Blut gespürt
und wie es heiß zu mir herüberrann.
Du hast nur meine Stirn berührt,
da schmolz er auch schon hin, der harte Mann,
weil's solche Liebe nicht tagtäglich gibt ...
Ich hab mich in dein rotes Haar verliebt.

Im Feld den ganzen Sommer war
der rote Mond so rot nicht wie dein Haar.
Jetzt wird es abgemäht, das Gras,
die bunten Blumen welken auch dahin.
Und wenn der rote Mond so blass
geworden ist, dann hat es keinen Sinn,
daß es noch weiße Wolken gibt ...
Ich hab mich in dein rotes Haar verliebt.

Du sagst, daß es bald Kinder gibt,
wenn man sich in dein rotes Haar verliebt,
so rot wie Mohn, so weiß wie Schnee.
Im Herbst, mein Lieb, da kehren viele Kinder ein,
warum soll's auch bei uns nicht sein?
Du bleibst im Winter auch mein rotes Reh
und wenn es hundert schönere gibt ...
Ich habe mich in dein rotes Haar verliebt

 
InnesДата: Среда, 24.03.2010, 02:15 | Сообщение # 8
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8. Die Ballade von den drei Landstreichern

Sie kamen alle drei von Flandern her,
der Jean, der Jacques und Nicola.
Der Pflaumenbaum warf keinen Schatten mehr
und auf dem Feld war schon der böse Winter da.
Sie haben sich im Feld ein Feuer angemacht
und, weil grad wer vorüberkam, ihn umgebracht.
Der Händler wog wohl tausend Taler schwer.
Im roten Feuer auf dem Winterfeld;
sie machten ihm noch schnell die Taschen leer
und stritten sich nicht lange um das Geld.
Ein roter Mond war auch dabei
und nahm ihn auf, den letzten Schrei.

Das Eis zerschmolz und Jean und Jacques und Nicola,
die schmolzen auch in Glück und rotem Wein dahin.
Sie wußten nicht, daß es der Mond war, welcher sah,
wohin der Händler fiel und wer sich am Gewinn
beteiligt hat. Es schien der Mond die lange Nacht
so rot und hat es an den Tag gebracht.

Der Jean, der Jacques und Nicola:
Als sie den Henker sahen groß und rot,
da wußten sie, was ihrem Hals geschah,
und wollten doch so jung nicht in den Tod.
Es hat kein Schreien und kein Beten was genutzt,
der Sarraß hat die Rüben weggeputzt.

Und als der Mond darauf zum Händler kam,
wuchs schon ein Baum ihm aus dem Leib heraus.
Mit seinen schwarzen Armen nahm
er sie hinunter in das Wurzelhaus,
die drei geköpften Brüder da;
den Jean, den Jacques und Nicola.

Ich habe dieses Stück mir nicht zum Zeitvertreib
für lange Winternächte ausgedacht.
Ich weiß nur, daß mein armer Leib
vielleicht die gleiche Winterreise macht
wie Jean und Jacques und Nicola.
Im roten Mond hat manchem schon das Herz geklopft
und wenn es niemand sah,
hat er sich auch die Taschen vollgestopft.

 
InnesДата: Среда, 24.03.2010, 02:16 | Сообщение # 9
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9. Die Ballade an eine treulose Freundin

Du hast ein Herz aus Stein in Deiner Brust,
und der drückt bergeschwer auf meinen Magen,
und hätte ichs von Anfang an gewußt,
was ich mir aufgeladen in den Tagen,
als ich - der Kuckuck weiß vielleicht warum -
hineingeraten bin in Deine Fänge,
dann ginge ich jetzt nicht so stumm
wie von dem Wirt, bei dem ich in der Kreide hänge.
Wie kann man jemand, der mehr gab als nahm,
so von sich weisen ohne Scham.

Es standen manche Türen mir einst offen,
man ging vorüber, blindlings, wie besoffen
und nüchtern auf die eine, zugeschlossne, zu.
Man hat geklopft und wurde eingelassen,
man stand schon nach dem ersten Kuß auf Du und Du.
Und jetzt muß ich mir einen Wanderstab verpassen
und Mitleid suchen bei den Kettenhunden
und wieder Anschluß bei den Vagabunden.
Wie kann man jemand, der mehr gab als nahm,
so von sich weisen ohne Scham.

Gewiß ist, daß auch Dir dereinst aufs Haar
der Winter schneit. Dann bist Du nicht mehr rar,
dann werden Dir die Augen überlaufen
und voller Falten Deine Wangen sein,
nach irgendeinem aus dem großen Haufen,
nach einem Buckel oder Humpelbein.
Nur mich wirst Du dort nicht mehr finden,
um mich noch einmal so zu schinden.
Wie kann man jemand, der mehr gab als nahm,
so von sich weisen ohne Scham.

Ich werde allen reinen Wein einschenken,
wie es bei Dir mir so erging,
und jeder wird nicht anders denken,
als es geschrieben steht in meinem Fingerring:
Wie kann man jemand, der mehr gab als nahm,
so von sich weisen ohne Scham.

 
InnesДата: Среда, 24.03.2010, 02:17 | Сообщение # 10
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10. Ballade vom guten und vom schlechten Lebenswandel

Seid was ihr wollt: Soldaten, Schuster, Opernsänger,
Produktenhändler oder auch nur Hundefänger,
ob ihr verlaust seid oder an der Börse spekuliert
mit Haifischflossen, Niggerschweiß und Kaffeebohnen,
ob sich die geraden oder mehr die krummen Wege lohnen;
nur wo ihr euer Geld verliert,
bei Weibern, Wein und Kartenspiel,
da wiegt ihr allesamt nicht viel.

Stopft euch den Bauch mit Kaviar und Pfauenzungen
und qualmt solange, bis aus den zerfressnen Lungen
die Schwindsucht grinsend in die Landschaft stiert,
seid Ballspiel-Meister, sammelt Autographen,
wählt Parlamente und euch selber zu den Oberschaften;
nur wo ihr euer Geld verliert,
bei Weibern, Wein und Kartenspiel,
da wiegt ihr allesamt nicht viel.

Von allem Übel kann euch nur der eigne Dalles retten,
denn wer nichts hat, sein Haupt darauf zu betten,
kein Haus und auch kein Rock, wenns im Winter friert;
der fühlt, wie schwer die armen Knochen wiegen,
wenn sie verfault bei Aas und Maden liegen,
und denkt: wer jetzt die Lust verliert,
der wog bei Weibern, Wein und Kartenspiel
nicht einen Pappenstiel.

БАЛЛАДА-ПОУЧЕНИЕ БЕСПУТНЫМ МАЛЫМ

Кто бы ты ни был - тать полночный,
Метатель меченых костей,
Доносчик, лжесвидетель склочный,
Плут, надувающий людей,
С большой дороги лиходей,
Пусть расстается ваша братья
Легко с добычею своей,
Всё в кабаках на девок тратя.

В урочный час и в неурочный
Ломись в корчму, бесчинствуй, пей,
Пугай округу бранью сочной,
В картежных схватках не робей
И, коль не хватит козырей,
Не медли передернуть кстати,
А выигрыша не жалей,
Всё в кабаках на девок тратя.

Устал ты спать в канаве сточной,
Да и к тому ж не грамотей?
Так разживись землею срочно,
Паши, и борони, и сей,
Но вряд ли спину гнуть на ней
Захочет остальная шатья,
Что шествует по жизни сей,
Всё в кабаках на девок тратя.

Пока вы не в руках властей,
Исподнее, обувку, платье
Спускать старайтесь поскорей,
Всё в кабаках на девок тратя.

Перевод Ю.Б.Корнеева

 
InnesДата: Среда, 24.03.2010, 02:18 | Сообщение # 11
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11. Sommerballade von der armen Louise

Louise stand am Herd den langen Tag
und ihr Gesicht war schon ganz schwarz vom Rauch.
Und wenn sie nachts auf ihrem Strohsack lag,
da war sie müd und ausgehungert auch.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte lieber sein ein Baum im Sommerwind.

Und als ein Herr sie stehen sah am Herd,
so schwarz vom Rauch verwandelt das Gesicht,
war sie ihm trotzdem die Dukaten wert
für eine Nacht. Sie aber mochte nicht,
sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte lieber sein ein Baum im Sommerwind.

Da sagte ihr der Herr: Daß sie ihm bald
sein Weib möcht sein und ganz in Seiden gehn,
auch habe er ein schönes Schloß im Wald,
dort würde sie nie wieder von ihm gehn.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und blühte wie ein Baum im Sommerwind.

Und jetzt verstand sie auch,
warum nicht Brot allein
sattmachen kann den Bauch,
es muß auch Liebe sein.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte, daß er bliebe, dieser Sommerwind.

Der Sommerwind ging hin mit Kriegsgeschrei
und färbte in der Nacht den Himmel rot.
Und in der Schlacht war auch ihr Mann dabei,
sie wußte nicht wohin mit ihrer Not.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte wieder sein ein Baum im Sommerwind.

Im Feld lag mancher Reiter schon verweht
wie Blätter vom vergangnen Jahr.
In ihrem Herzen drin war kein Gebet,
nur wie der Schnee so weiß war jetzt ihr Haar.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und hatte nur einen Gott, den Sommerwind.

Und als ihr Leib so welk war wie ein Baum
Im Herbst, da ging sie in den Fluß
und machte mit dem alten Sommertraum
und ihrer grauen Armut endlich Schluß.
Sie war nur armer Leute Waisenkind
und wollte nie mehr sein ein Baum im Sommerwind.

 
InnesДата: Среда, 24.03.2010, 02:24 | Сообщение # 12
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12. Eine Ballade mit der Meister Villon (Mozart) seine Mitmenschen um Verzeihung bittet

Die dicken Fressen in Kamelhaarkutten
Die frommen Nonnen und die Kardinäle
und die Generäle blechverklebt, vom Nabel bis zum Ohr
eventuell auch der königliche Mohr
Rinosdam das alte Schwein
Sie mögen mir das Lästermaul verzeihen

Die Mädchen auch, die ihre weißen Äpfel springen lassen
damit die Männer nach dem Ding
noch schärfer werden
Die Gaunerhände die in fremde Taschen fassen
Piraten, Feuerfresser, Zigeunerherden,
Proleten die verbraucht am Zaum krepieren
auch der Kretin der krumm auf allen Vieren
sich voll säuft mit Champagnerwein
Die alle mögen mir mein elendes Geschick verzeihen
nur der verdammte Bürgermeister nicht
dem spuck ich lieber dreimal ins Gesicht
der hat mich um den letzten Bissen Brot betrogen
und das bißchen Dope genommen
der soll mir ja nicht in die Quere kommen
Den Lausebengel schlag ich mausetot

Ach so ja ja, in diesem Zustand schaff ich's nicht allein
drum wird er mir die Schlappheit auch verzeihen
Nicht riechen kann ich auch die Herrn vom Gericht
mit Fäusten wie ein Schwergewicht
auf ihrem Paragraphenthron
und brennen jeden der nicht blecht
ein Schandmal auf die Stirn
Die werden ihren Lohn bald kriegen
Gottverfluchtes Recht
Das ich bei dieser Jagd nicht darf der Hauptmann sein
Naja, das werden sie mir wohl verzeihen

Man schlag diesem ganzen Lumpenpack
mit einem Hammer das Maul kurz und klein
ich bin Mozart das braucht mir hier keiner verzeihen

 
InnesДата: Среда, 24.03.2010, 02:24 | Сообщение # 13
Генералиссимус
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13. Oliver Kühr liest zur Abwechslung Tucholsky

Wenn die Börsenkurse fallen,
regt sich Kummer fast bei allen,
aber manche blühen auf:
Ihr Rezept heißt Leerverkauf.

Keck verhökern diese Knaben
Dinge, die sie gar nicht haben,
treten selbst den Absturz los,
den sie brauchen - echt famos!

Leichter noch bei solchen Taten
tun sie sich mit Derivaten:
Wenn Papier den Wert frisiert,
wird die Wirkung potenziert.

Wenn in Folge Banken krachen,
haben Sparer nichts zu lachen,
und die Hypothek aufs Haus
heißt, Bewohner müssen raus.

Trifft's hingegen große Banken,
kommt die ganze Welt ins Wanken -
auch die Spekulantenbrut
zittert jetzt um Hab und Gut!"

Soll man das System gefährden?
Da muß eingeschritten werden:
Der Gewinn, der bleibt privat,
die Verluste kauft der Staat.

Dazu braucht der Staat Kredite,
und das bringt erneut Profite,
hat man doch in jenem Land
die Regierung in der Hand.

Für die Zechen dieser Frechen
hat der Kleine Mann zu blechen
und - das ist das Feine ja -
nicht nur in Amerika!

Aber sollten sich die Massen
das mal nimmer bieten lassen,
ist der Ausweg längst bedacht:
Dann wird bisschen Krieg gemacht.

(Kurt Tucholsky 1930)

 
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